GlasBlasSingBlog - Flaschenmusik aus Konsumentensicht

Dienstag, 14. Dezember 2010

Keine Macht den Dosen - Teil 1

Die zweite GBSQ-CD ist erschienen. Also ran an die Buletten und mal reingehört.

Der kleine Katzenmann macht den Anfang, bzw. genau genommen ein waschechtes Katzenmaunz-Solo. Damit ist schon klar, dass die Fünf ihre Konzert-Arrangements hier und da fleißig erweitert haben. Der Katzenmann kommt also mit echter Fahrrad-Athmo daher, mit Klingeln, Pumpen (fffft fffft) und Leerlaufrasseln. Das Bicycle Race fällt in der Studioversion dabei leider aus. Schade, dafür punktet der Mitsingteil. Uuuuund jetzt Alle: "Katzenrad, Katzenrad..." Juut, reicht!

Weiter zu Anna und ihrem Arschgeweih. Body Art ist live einer meiner Favoriten, auf CD mit Akustikgitarre hier und da ein wenig ausgebaut macht es direkt nochmal mehr her. Toll!

Titel drei, das inzwischen "gute alte" Lied über die alltäglichen Probleme des Flaschenmusikers. Es mag noch immer schwer sein, Flaschenmusikant zu sein, nun hat man (so man es denn noch nicht kannte) allerdings die Chance, auch beim ersten Hören die "Ei-Baguette"-Stelle akustisch zu verstehen. Die Frage, was die Künstler uns mit "nachts in Eibergenz" sagen will und wo dieses "Eibergenz" eigentlich liegt, ist damit wohl erledigt.

Nach dem Katzenmann folgt mit dem Frühen Vogel das nächste Tierlied. Der Arme findet zwar noch immer den Wurm nicht, dafür hat er sich aber ein besonders tolles Arrangement verdient. Hier wurden nicht zu knapp Zisch-, Percussions- und Ploppflaschen und ein wie ich finde perfekt dosierter Bass eingespielt. Schade, dass die Fünf nicht genügend Hände haben, das auch live so umzusetzen. Macht sich nämlich wirklich gut.

Schonmal ein Lied über stark und schwach gebeugte Verben und eine zurecht beendete, unglücklich verlaufene Liebesbeziehung gehört?! Da muss aber auch erstmal jemand drauf kommen. Hier hat man die einmalige Gelegenheit sein Sprachzentrum auf vollständige Funktion zu überprüfen. Ohne unnötige Schnörkel im Arrangement, dafür umso verworrener im Text.

Uuuuuhuuuuhuuuuuhuu.... ei-ei-ei... Schon Schluss. Na, auf der CD noch nicht ganz, live ja auch noch nicht, aber im Lied dafür schon. Peter singt, was im Urlaub, nach 'ner Party oder an der Uni so abgeht.
Die Rhythmusgruppe setzte ein, es wird ge"uuuuh"t und ge"ei"t, Endie hat sein Solo, alles wie immer, doch dann sind da noch einige ziemlich großartige Klingflaschen und eine Gitarre. Und wieder stellt sich die Frage, warum pro Musiker nur zwei Hände mitgeliefert werden. Ei-ei-ei...

Jetzt kommt Live-Musik, auf dieser CD ohne Vorwarnung, dafür aber mit Moderation. Denn dieses Stück Flaschenmusik hat eine Erklärung nötig. Wer's nicht kennt, weiß dann, dass Fritze Schautafeln hochhält, dass es einen Praxisteil gibt und wie man ans Vorharzdiplom kommt.
Im Zebrano, relativ nah dran, am Harz (im Gegensatz zu NRW zumindest) haben sich alle angestrengt. Am Ende hat's zum Diplom gereicht, auch wenn man die Verwirrung der Zuschauer raushören kann.

Mein Fazit:
Super Songauswahl, allesamt toll arrangiert. Nicht zu weit weg von dem, was man live kennt, aber eben immer da chic ausgeschmückt wo es passt. Ich finde es ja immer ein wenig schwierig, wenn ein Live-Besucher auf dem Weg nach hause die CD einlegt und die eben gehörten Stücke auf der CD kaum wieder erkennt. Das wird ihm hier nicht passieren und ich denke, auch Flaschenmusikpuristen haben Spaß an den zusätzlichen Instrumenten.

Jetzt bloß schnell her mit dem zweiten Teil, denn die 22 Minuten Spieldauer dürften den meisten Konzertbesuchern kaum für den Heimweg reichen.

Sonntag, 12. Dezember 2010

Themawechsel (1), Heute: Der "Wopp im Schafspelz"

...mal ganz was anderes. Keine Flaschenmusik nämlich, sondern "Mehrwertkabarett" haben wir heute gesehen. Ihr fragt euch welchen besonderen Mehrwert ein Kabarettabend haben kann?!

Timo Wopp leistet Lebenshilfe. Egal, ob er die oberen Zehntausend, die absolute Bildungselite oder den einfach Mann von der Straße vor sich hat, er berät (zu einem kleinen Unkostenbeitrag) jeden.
Unglaublich schnell, absolut auf den Punkt und nebenbei ziemlich "freeeesh". Erziehung, Finanzen, Sexualität. Der studierte Betriebswirtschaftler kennt sich umfassend aus und er teilt sein Wissen. Denn, und das ist der Clou: Er ist fehlerlos, er weiß alles und wenn man's genau nimmt ist er ein bisschen wie Jesus... sagt er.


Dass Timo Wopp nicht nur in einem aberwitzigen Tempo einen lebenserleichternden Tipp nach dem anderen gibt ("Sie haben zwei mehrere Kinder? Machen Sie eins zu ihrem Liebling. Sagen Sie den Kindern aber nicht wer der Liebling ist. Sagen Sie nur, dass Sie den Nichtliebling an der nächsten Raststätte stehen lassen... so sparen Sie sich die lästigen Pausen!") sondern auch noch einer der besten Jongleure Deutschlands ist ("Das sage ich nicht selbst, das wird über mich geschrieben... auf meiner Webseite!") macht sein Soloprogramm "Passion" zu etwas wirklich besonderem. Zu Mehrwertkabarett.

Vor der Pause hält er sich mit der Jonglage noch vornehm zurück, trägt Jackett und lässt sein Können nur hier und da kurz aufblitzen. Nach der Pause haut er mächtig auf den Putz. Wobei er wohl eher sagen würde: "Auf die Kacke" - denn obwohl dieser smarte junge Mann eher aussieht wie der angepasste BWLer von nebenan, brav drumherum reden ist seine Sache nicht.


Dass er noch mehr kann als Kabarett zeigt er dann in der zweiten Hälfte. Und es wird schnell klar, wen man da vor sich hat. Denn dann jongliert er los. Und wie. Bis dahin hatte man alle Synapsen voll zu tun seinem rasanten packenden Vortrag zu folgen. Jetzt fliegen Bälle, Keulen, Fächer, Cigar-Boxes, dass man vor lauter Staunen kaum zu Applaudieren in der Lage ist.
Warum er dazu auf offener Bühne aus dem schwarzen Anzug in ein Elefantenkostüm wechselt solltet ihr euch selbst ansehen.

Was für ein Typ. Was für ein Abend. Dass es die Premiere des ersten (!!!) Solos war fällt schwer, zu glauben.
Wer einen Blick in Timo Wopps Referenzen riskiert weiß schnell, dass die Souveränität nicht von ungefähr kommt. Jahrelange Erfahrung auf Variétébühnen, in Dinner-Shows, als Keynote-Speaker und in der "unternehmensbezogenen Live-Kommunikation" (Ja, sowas "seriöses" macht der Typ mit dem Elefantenoutfit auch. Dann vermutlich ohne Elefantenoutfit...) zahlen sich schließlich aus.

Ich hoffe auf den einen oder anderen Termin in der Nähe. Nicht nur in meiner, auch in eurer Nähe.
Dann hilft er auch euch, tanzt für euch und schwitzt für euch.

In diesem Sinne: "Move!"


Samstag, 4. Dezember 2010

"Dich kenn ich, du bist nicht Frau Naumann!"

Wer in Chorweiler seinen Kleinwagen am Liverpooler Platz parkt, klaubt erstmal seine Habseligkeiten zusammen, bevor er doppelt abschließt und sich auf den Weg macht in Richtung Bürgerzentrum. Die Namensgebung spricht ja schon nicht für die edelste Wohngegend und die zwielichtigen Typen am nahen Bahnhof fühlten sich in Liverpool sicher ebenso zuhause und könnten sich ähnlich schlecht hier wie dort verständigen.
Vielleicht ist das übertrieben und man sitzt einem Vorurteil auf. Nur weil die Häuser höher sind und die Mieten niedriger muss die Sorge um's Navi doch nicht unbedingt größer werden. Naja, ob übervorsichtig oder nicht. Ich hab Uschi mal mitgenommen zum Konzert. Safety first!

Da standen wir also, Lisa, Uschi und ich. Bis zwanzig nach sieben im Foyer, denn "die Künstler brauchen so lange für's Licht und die Mikros, dabei haben die doch gar keine Instrumente" (sagte zumindest eine fleißige Mitarbeiterin), bis man uns einließ.
Da saßen wir also, Lisa, Uschi und ich. In einem wirklich seltsamen Saal. Klar, immer nur Kopfbühnen sind langweilig. In Chorweiler sah man das scheinbar ähnlich, Anfang der '80er, und bastelte sich eine Bühne ins Bürgerzentrum, die vor Ecken und Kanten nur so strotzt. "Zweite Reihe, Mitte", war hier leider nicht zu machen. Denn Mitten gab's hier je nach Betrachtungswinkel mehrere. Entwurf und Konstruktion dieses Saals waren dabei scheinbar derart kostenintensiv, dass man es sich vermutlich nicht mehr leisten konnte, ausreichend und wohl platziert Boxen zu verteilen. Im Gegenzug stand allerdings eine Treppe zwischen Bühne und erster Reihe planlos im Raum.
Crazy Chorweiler.

Crazy war im übrigen auch das Publikum. Von wegen "...aber alles Deutsche!" - Wer deutsch verstand, und sei es auch nur als Fremdsprache, schunkelte und sang, dass es ein Fest war. Wer kein Wort verstand hatte offenbar trotzdem Spaß, wusste allerdings auch mit eindringlichsten Schunkelbefehlen nichts anzufangen. Sorry, no schunkeling in der ersten Reihe. Vielleicht kann man da noch ein Sprachenlied draus machen?! Oder wie die Bahn, alles ins Englische übelsetzen.

Da geht doch was.
Thank you for visiting Cologne Choir'caushe ;-)