"WARUM BERLIN?" textete bASTA vor Jahren und meinte damit den Wegzug eines der Sänger. Gegen Ende des Liedes nimmt die Sache eine Wendung und Berlin wird gesprengt. Bääämm. Schluss. Ohne die Frage zu beantworten. Das ist hart.
Dabei ist "Warum Berlin?" doch recht einfach zu beantworten. Die entsprechenden Lieder sind auch längst geschrieben. Das von der Luft, das von den langen Nächten in Kreuzberg und auch das mit dem dicken B.
Nach 23 Hauptstadtstunden, zwei GBSQ-Kurzauftritten und einem Abend in der Ufa-Fabrik Open Air sitze ich jetzt in einem chicen neuen ICE und weiß, ich habe wieder alles richtig gemacht. Ich hatte das gute Wetter im Gepäck, habe Toni (meinen Lieblingstourie) getroffen und mit Lisa, diesmal aber ohne Schorsch, in einem prima Hostel in Friedrichshain gepennt.
Naja, und ich habe auch einen halben Tag in der Hitze der großen Stadt verbracht. Am Bahnhof Friedrichstraße, vor einer Bühne, von der aus uns erst ein Fahrstuhlwarteschleifenmusiktrio (bestehend aus exakt vier Musikern) und ein Improcomedytrio (bestehend aus exakt drei Personen) einlullten. Dann gab es Flaschenmusik.
Die Zuschauerresonanz "geht so" zu nennen, ist freundlich aufgerundet. Wer nach den vorangegangenen Acts noch durchgehalten hatte, war entweder eingeschlafen oder hatte einen Sonnenstich. Dankbar sieht anders aus. Auf beiden Seiten.
Die, die da waren, wussten sich allerdings dem Anlass entsprechend zu verhalten und applaudierten, pfiffen und beteiligten sich auch sonst wie vorgesehen. Ich vermute, der Prozentsatz der Mehrfachtäter an der Gesamtzuschauerzahl hatte dem Kutter ähnliche Ausmaße.
Abends an der Ufa-Fabrik fanden wir uns zwischen deutlich mehr Zuschauern und die waren...sagen wir... "anders". Es bot sich die Gelegenheit sozialethischer Fallstudien hautnah am Objekt mit anschließender, abschließender, interner Nachbereitung. Notiz an mich: Um bei einem Kay Ray-Auftritt nicht aufzufallen, lege dir eine feuerrote Microfaserdecke um, trage ein ungewaschenes, beiges T-Shirt, färbe dir die Haare schlecht schwarz oder kombiniere am besten mehrere dieser Verhaltensweisen. Was es nicht alles für Leute gibt. Crazy Scheiß. Die sind im Darwin-Express alle nach der ersten Haltestelle ohne Fahrschein rausgeflogen.
Dem Kellner konnten wir Mut machen, er werde auch den einfacheren Lebensformen sicher bald erleichtert einen guten Heimweg wünschen dürfen. Toi, toi, toi.
Alles was ich jetzt noch schreibe, wäre fies und führte zu weit - also nix wie auf zu einem FAZIT:
Kay Ray trifft mein Humorzentrum nur alle paar Pointen, dann aber mit Nachdruck. ich habe ja nichts gegen flache Sprüche unter der Gürtellinie. Aber viele waren alt, vorhersehbar oder ohne Zusammenhang erzählt. Schade. Nicolic wäre mir eine Solo-Show lang deutlich zu anstrengend. Vielleicht ist das auch nicht meine Kragenweite. Oder meine Musik. Oder beides.
Timo Wopp und Nils Heinrich waren mal wieder gran_di_os. EIN FEST.
Open Air und als Mixed-Show war das ein absolut gelungener Abend.
Darum Berlin.
Der Titel ist übrigens ein Zitat von Nils Heinrich. So stellt er sich die Zusammenfassung des Abends vor. Ich fürchte, dem entspricht mein heutiger Eintrag nur zum Teil.
Seid nicht enttäuscht! ;-)