GlasBlasSingBlog - Flaschenmusik aus Konsumentensicht

Donnerstag, 27. Mai 2010

"Hoch die Flaschen und Prost!"

Ohne viele Worte: gestern per Alert in meinem virtuellen Postkasten gelandet und für gut befunden ist dieser kleine Film (mit ein paar Sekunden Kutter-Impressionen und Stargast *g)

(klick auf das Bild)

"Und wenn Sie JETZT anrufen..."

Manchmal denke ich, es würde mal Zeit für neue GBSQ-Fanartikel.

Dann gehe ich durch die Stadt und merke: es gibt sie, die bunten glasblassingfarbenen Utensilien, die uns das Leben erleichtern. Denn es scheint flaschenmusikaffine Produktdesigner zu geben, die ihre Werke in die Welt tragen, auf dass wir sie kaufen mögen.
Und ich spreche hier nicht von so ordinären Dingen wie Smarties (da sind ja braune drin, und braune Hemden sind ja wohl das outeste, was es gibt) oder Gummibären (wo bitte ist das endiefarbene Bärchen? Und warum versuchen sich ein weißer und einen gelber Bär in die GBS-Goldbärenfamilie einzuschleichen?).
Nein, ich spreche von wohldurchdachten, GBSfarbenen Waren bester Qualität, wie man sie heutzutage in jeder Einkaufspassage finden kann.

Da wäre zunächst das Tchibo Bechersortiment mit praktischem Trinkhalm.
Es scheint noch einen sechsten Becher zu geben, der schüchternerweise nicht mit aufs Foto wollte. Allesamt dann für sparsame 6,99 Euro zu haben. Zum Glück heißt das Programm nicht "Keine Macht den Bechern". Ich empfehle dies als Grundausstattung für's nächste open air. Man muss ja nicht zwingen Bier draus trinken. Und irgendeine Form von Musik lässt sich mit diesen Dingern ganz bestimmt auch erzeugen.

Und als zweiten Tipp hätte ich für euch (und den etwas pralleren Geldbeutel) die GBSfarbene Kofferserie zum Preis von hochwertigen 400,- Euro pro Stück.

So reisen Flaschenmusikfreunde von Welt. Und in fritzefarben gibt es sogar die Auswahl zwischen zwei verschiedenen Ausführungen. Na, das nenne ich doch mal Luxus.

"Und wenn Sie jetzt anrufen, erhalten Sie diese praktische..." - ach nee, tschuldigung. Da sind wohl die Vögel mit mir durchgegangen.

Montag, 10. Mai 2010

"Du machst Musik mit Flaschen, Junge...dann kannste ja wohl auch mit'm Tier sprechen!"

Ich mag ja keinen langen Posts. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Eine Woche liegt der Kutter nun zurück. Fühlt sich an wie mehrere Monate. Oder wie gestern. Schwer zu sagen. Jedenfalls Zeit genug, mal revue passieren zu lassen, was da überhaupt los war. Und wieviel davon.
Man stelle sich die Kutter-Lounge wie eine saunaeske Kneipe auf dem oberen Deck eines Ausflugsschiffes vor. Vorn eine Theke, daneben eine mehr oder weniger hin improvisierte "Bühnenprothese" mit eben genug Platz für fünf Mikros und zeitweise noch mehr Menschen und Instrumente. An drei Seiten Fenster, die sich schon nach wenigen Minuten erbarmten, das zu genüge ausgeschiedene Schwitzwasser der Zuschauer an sich zu reißen und vermutlich auf Umwegen der Spree zuzuleiten. Ich bitte, etwaige Überschwemmungen großmütig zu entschuldigen. Hinter der Bühne eine Tür, durch die man in einen kleinen Flur gelangt - kaum breit genug, sein Köfferchen hindurch zu schlörren, eben breit genug, zu seinem Mehrbettzimmer zu kommen, wenn man sich einen Weg über Kabel und Gaffa-Tape, zwischen Kisten, Kästen, Cases und Instrumenten gebahnt und verwirrten Künstlern den Grund seines Backstage-Erscheinens plausibel erklärt hat.
Alles in gemütlich hölzernem Stil gehalten und mit freundlichen Hinweisen versehen, sich ab der Flurmitte nach vorne raus doch bitte leise zu gebärden. Schließlich schlafen hier die Hostegäste. Schorsch - unser liebgewonnener Schotte - zum Beispiel.
Zurück in die Lounge: Aus unserer Sicht linker Hand auf Bierzeltbänken, rechts auf Loungehöckerchen und wahrhaftigen Couches saßen also nahezu ausschließlich flaschenmusikaffine Menschen und jolten, sangen, schukelten, grölten, quietschten und transzendierten sich durch den Abend. Und all das auf Film gebannt von einem Kamerateam, das unaufdringlich draufhielt und zum Ende des Abends mit einem "Kaffeemaschinensolo" selbst noch ins Rampenlicht rückte.
Beste Voraussetzungen für richtig große Kleinkunst, und für fantastische Gäste. Da wären zunächst Carrington-Brown. Zwei in Kreuzberg lebende Briten, die einen Stilmix wagen, den man in dieser Form selten sieht. Nie, eigentlich. Rebecca Carrington verlangt ihrem Cello dabei mindestens soviel Flexibilität ab wie ihrem großartigen Spielpartner Colin Brown. Wir hörten brasilianische Klänge, indische, schottische (inklusive Kilt und Dudelsack), es wurde geschnulzt, gerappt und gemeinsam mit GlasBlasSing der Devil in Disguise sprachlich und stilistisch in alle Richtungen erweitert. Ich muss sagen: Abendfüllend wäre Carrington-Brown nicht unbedingt mein Favorit. Aber so, als "Mixed Show Act" waren sie eine echte Bereicherung. Und um ein Haar hätten sie auch Endies Interview-Fragen verstanden (Nein. Hertha und Union sind wirklich keine Biersorten...), aber so weit reichten die Deutschkenntnisse dann irgendwie doch nicht. Aber hu kährs?
Als zweiten Gast hatten wir die Ehre, Bodo Wartke erleben zu dürfen. Erster Gedanke: Wow, war der entspannt! Als hätte er den kleinen Raum, die darin brodelnde Stimmung und die leicht chaotischen technischen Voraussetzungen vollends genossen. Er gab einen Teil seines Ödipus-Programms zum Besten, plauderte mit Endie und verlas seinen "Brief an Steve". Gemeinsam mit GlasBlasSing spielte er sogar noch drei weitere Stücke. "Lalelilolu", "Andrea" und "Teenager" - es war ein Fest, und nur die unverbesserlichen Perfektionisten dürften an verstimmten Ukulelen, ausgelaufenen Flaschen und verkorksten Ploppeinsätzen herummosern. Mirdochegal. Einen gewissen Chaosfaktor musste man erwarten dürfen. So wahr die Spree nicht in die Ostsee fließt: Der Kutter ist keine von vorn bis hinten durchgestylete Studio-DVD. Und das ist auch gut so. Basta.
Dritter Gast im Bunde war Michael Hatzius bzw. eher noch "die Echse". Eine Handpuppe, die ich wohlwollend als schlagfertig, spontan und ein bisschen gemein charakterisieren möchte. Im besten Sinne. Die Echse sprach ungeniert aus, was andere an diesem Abend nur dachten. Dass hier und da ein Mikro zu wenig oder zuviel auf war, oder dass Bodo mit gelbem Hemd und schwarzer Weste auch bei der Post hätte Karriere machen können zum Beispiel. Dazu kommt, dass die Illusion der Echse fantastisch funktioniert. Obwohl Michael Hatzius das gesamte Spiel über zu sehen ist, ist man schon nach Sekunden so auf die Handlung der Echse fixiert, dass man ihn überhaupt nicht mehr wahrnimmt. Bis, ja bis die Echse ihren "Zottel" hier und da mal zurechtweist oder sich beschwert, er möge ihr bitte nicht ständig in den Nacken spucken. Traf genau meinen Humor - herrlich. Auch Frank hatte es nicht leicht mit dem Tier, ließ er sich doch zwischenzeitlich nicht das Gespräch, aber doch das Mikro entreißen und dann stand er da, etwas einsam, und wusste außer "...Ja..." nichtmehr viel hinzuzufügen. Aber wer kann einer Echse schon böse sein, die so nett "Flaschenkind, verzeih mir!" sagt?! Endie erzählte später, Frank hätte sich die Echse sogar "relativ freiwillig" als Interviewpartner ausgesucht. Verstehe: relativ.
Aber ich schweife ab, also zurück zum Programm. Und zu neuen Klängen. GlasBlasSing "probierte" ganz nach guter alter Kutter-Sitte zwei neue Nummern aus. Ich drücke alle Daumen, dass bitte beide ihren Weg ins laufende Programm finden mögen. Zumindest hätte Deutschland so eine Chance, dem harzer Dialekt ein wenig näher zu kommen und "Worst", "Jörtel" und "Orrn" mit ausreichend bäuerlichem Gesichtsausdruck fehlerfrei zu prononcieren. Und sollte das nicht klappen, so zögen wir aus dem zweiten Stück neue Erkenntnisse über stark und schwach gebeugte Infinitive in Verbindung mit einer unglücklich verlaufenen und zurecht beendeten Liebesbeziehung. Ich spreche in Rätseln! Mehr erfährt, wer's sich live anschaut. Hoffentlich. An uns soll's nicht liegen.
Wäre es nach dem Publikum gegangen, säßen wir sicher noch immer auf der Bierbank und schunkelten, grölten, klatschen und sangen. Aber auf uns hört ja wieder keiner, und so musste der Abend irgendwann ein Ende finden. Ein angemessen schunkeliges und singiges, wie ich doch finde. Derart viele textsicher transzendiere Menschen hat man selten an einem Fleck. Das schreit nach einer Wiederholung. Ganz laut. Ich kann es bis hierher hören.
So saßen wir noch ein wenig zusammen, kamen ins Gespräch, aßen reichlich Kekse (manch einer sogar zartbittere) und genossen den Abend, bis es uns irgendwann, "in aller Herrgottsfrühe" in die Kojen zog.

Wenn Schorsch wüsste, was ihm an diesem Abend entgangen ist...

Mittwoch, 5. Mai 2010

"Wir haben das mal mit Kartoffelpürree probiert..."

Man fragt sich ja immer, wie man so einen Text am besten beginnt. Soll man sofort reinfallen, ins Haus, mit der Tür und einer Insider-Pointe? Oder schleimt man sich ran, an die Leser, mit einem ebenso sauber herausgearbeiteten wie überraschend platzierten Detail, um den restlichen Text selbstgefällig nur so dahinzurotzen? Mögen Sie's vielleicht lieber klassisch: Einleitung / Hauptteil / Schluss? Oder einfach raus mit der ganzen Wahrheit ohne derartige Fisematenten?

Okay, weil ihr's seid - kurz und schmerzlos:
Hömma. Scheiß die Wand an, war dat schön auf'm Kutter!

Erfolgsgeschichten sind manchmal schnell erzählt. Es gilt das Rezept: Habe eine besondere Idee, lade dir großartige Gäste ein, biete ihnen eine außergewöhnliche Atmosphäre, wähle den Rahmen nicht zu groß und setze je fünf Zuschauer auf eine Vierersitzbank.
So und nicht anders wurd's gemacht, auf dem Kutter Buntes 2010. "Carrington-Brown", "die Echse" und Bodo Wartke bewiesen ihre Hochseetauglichkeit und brachten gemeinsam mit GlasBlasSing das Achterdeck gewaltig auf Touren. Nach fünf Minuten konnte man schon nicht mehr durch die Fenster schauen, so hatten wir schwitzende Zuschauer schon böse ausgedünstet. Aber ganz ehrlich: rausgucken war das Letzte, was uns vorschwebte beziehungsweise -schwob, schwub.. sch... ach: Beugt eure Verben, wie ihr mögt beziehungsweise möchtet.

Neue Stücke, alte Stücke, ruhige, rockige, klassische, gemeinsame, einsame Stücke. All inclusive auf dieser Luxuskreuzfahrt durch die Kleinkunst.
Dass der Chaosfaktor nicht dem Plan, die ganze Sache professionell aufzuzeichnen, zum Opfer fiel, macht das Vorhaben derart sympathisch, dass einzelne Wackler nicht erwähnt werden. Technik streikt schonmal, Ukulelen verlieren Wasser und wer braucht schon immer die passenden Flaschen, wenn er ein geschlossen mitsingendes Publikum haben kann? An so einem Abend hätte selbst die Kaffeemaschine gern ein Solo gegeben.

Ich wünsche dem Kutter (und natürlich auch mir, dem GBSQ, Berlin und der weiten Welt) dass dieses kleine, bunte Konzept sich durchsetzen möge.
(Einzige Bedingung: bald, bitte!)

Das war ein besonderer Abend. Danke.